Die Hansestadt Hamburg ist seit Jahrhunderten mit der Bedrohung von Überschwemmungen und Sturmfluten konfrontiert, insbesondere in den Monaten von September bis April. Im Laufe der Geschichte hat die Stadt immer wieder verheerende Sturmfluten erlebt, die nicht nur erhebliche materielle Schäden, sondern auch tragische Verluste an Menschenleben verursachten.

Sturmfluten in Hamburg auf Webcams beobachten

In Zeiten moderner Technik und quasi allgegenwärtiger Webcams bzw. Live-Cams kann man nicht nur an schönen Tagen das Treiben am Hafen und dem Fischmarkt beobachten, sondern auch während der Sturmfluten und Hochwasserlagen.

Auf den folgenden Webcams kannst Du das Ansteigen des Elbe-Pegels direkt live verfolgen. Am beliebtesten bei unseren Besuchern ist die Webcam am Hamburger Fischmarkt, der regelmäßig von Sturmfluten und Hochwassern unter Wasser gesetzt wird. Aber auch die anderen Webcams im Hafengebiet zeigen im Falle einer Sturmflut oder eines Hochwassers das Ansteigen des Elbe-Pegels.

Aktuelle Pegeldaten Hamburg St. Pauli

Die folgende Tabelle zeigt den aktuellen Wasserstand der Messstation Hamburg-St.Pauli. Sollte eine Sturmflut vorherrschen, wird dies ebenfalls angezeigt.

Aktuelle Pegeldaten der Messstelle St. Pauli in Hamburg mit Anzeige, ob aktuell eine Sturmflut vorherrscht.
Beschreibung Wert
Sturmflut aktuell? nein
Wasserstand relativ zum PNP: 308 cm
Wasserstand relativ zum NHN: -192 cm
Datenzeitpunkt: 27.04.2024 14:26 Uhr. Datenquelle: pegelonline.wsv.de

Aktuelle Tide in Hamburg St. Pauli

In diesem Diagramm siehst Du den Verlauf der Tide über die vergangenen 5 Tage mit der Tide-Vorhersage für den nächsten Tag. Datenquelle: Pegelonline

Die aktuellen Pegelstände können auch auf der Website der Hamburg Port Authority eingesehen werden:
https://hydroonline.hpanet.de/tide/table

Dort gibt es auch eine Tendenz (steigend, sinkend) der Pegelstände zu sehen.

Geschichte der Sturmfluten in Hamburg

In Hamburg wird eine Überschwemmung zur Sturmflut erklärt, wenn der Pegel St. Pauli den Wert von 3,40 Meter über Normalnull (NN) überschreitet. Ab 4,50 Meter über NN spricht man von einer schweren Sturmflut, und ab 5,50 Meter über NN von einer sehr schweren Sturmflut. Etwa 109.000 Haushalte und Unternehmen in Hamburg gehören zu den sturmflutgefährdeten Gebieten.

Die Verantwortung für den Katastrophenschutz in der Hansestadt liegt bei allen Behörden und Ämtern, wobei die Behörde für Inneres und Sport im Katastrophenfall die Koordination aller Abwehrmaßnahmen übernimmt.

Die schlimmsten Sturmfluten in der Geschichte Hamburgs

Die Geschichte Hamburgs ist von zahlreichen Sturmwarnungen und verheerenden Sturmfluten geprägt. Viele dieser Naturkatastrophen führten nicht nur zu erheblichen Schäden, sondern kosteten auch zahlreichen Menschen das Leben. Die Aufzeichnungen über die Opferzahlen und Auswirkungen der verschiedenen Sturmfluten reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück und basieren größtenteils auf groben Schätzungen. Im Folgenden werden die schlimmsten Sturmfluten in der Geschichte Hamburgs chronologisch aufgeführt:

Erste Julianenflut – 17. Februar 1164
Bei dieser Katastrophe kam es zu den ersten Einbrüchen des Jadebusens und großen Schäden im Unterelbegebiet. Es wird geschätzt, dass etwa 20.000 Menschen ums Leben kamen.

Erste Marcellusflut – 16. Januar 1219
Diese Sturmflut führte zu erheblichen Überflutungen im Elbegebiet.

Allerkindleinsflut – 28. Dezember 1248
Viele Menschen verloren ihr Leben, und die historische hamburgische Elbinsel Gorieswerder wurde in mehrere Teile zerteilt.

Zweite Marcellusflut (Erste Große Mandränke) – 15. bis 17. Januar 1362
Diese Katastrophe wird als die größte Sturmflutkatastrophe an der deutschen Küste angesehen, bei der bis zu 100.000 Menschen ertranken.

Cäcilienflut – 21. November 1412
Diese Flut vernichtete das Dorf Zesterfleth an der Estemündung und trennte die Elbinsel Hahnöfersand vom Festland ab. Insgesamt gab es angeblich 30.600 Tote.

Allerheiligenflut – 1. November 1570
Bei dieser Sturmflut brachen Deiche im Alten Land, Stillhorn, Moorwerder sowie in den Vier- und Marschlanden. Es wird geschätzt, dass zwischen 15.000 und 25.000 Menschen ums Leben kamen.

Fastelabendflut (Eisflut) – 26. Februar 1625
Diese Sturmflut verursachte erhebliche Schäden im Alten Land und Hamburg.

St. Pauli-Bekehrungsnachtflut – 25. Januar 1634
Während dieser Flut wurde der Estedeich von Hove auf einer Länge von 900 Metern zerstört.

Weihnachtsflut – 24. und 25. Dezember 1717
Diese Sturmflut hatte verheerende Auswirkungen und führte zum Tod von 11.150 Menschen und 100.000 Tieren. Rund 8.000 Häuser wurden zerstört, was sie zur größten bis dahin bekannten Sturmflut machte.

Februarflut – 3. und 4. Februar 1825
Im Jahr 1825 ereignete sich die höchste Sturmflut an der deutschen Nordseeküste und im Elbegebiet. Der Scheitelwasserstand betrug 5,24 Meter über NN am Pegel von St. Pauli, und es kamen 800 Menschen ums Leben.

Neujahrsflut – 1. und 2. Januar 1855
Obwohl der Wasserstand von 5,11 Meter über NN in St. Pauli nicht den der vorherigen Flut von 1825 erreichte, kam es dennoch zu schweren Deichbrüchen, Überschwemmungen und Zerstörungen in verschiedenen Gebieten.

Februarsturmflut (Zweite Julianenflut) – 16. und 17. Februar 1962
Die Sturmflut von 1962 gilt als die schlimmste im 20. Jahrhundert für Hamburg. Ein langandauernder Sturm über der nördlichen Nordsee und ein Windfeld über der Deutschen Bucht führten zur Katastrophe. Zusätzlich beeinflusste eine Fernwelle aus dem Atlantik die Flutkatastrophe bei Cuxhaven um fast einen Meter. Zahlreiche Deiche brachen an der Elbe in Hamburg, und etwa 340 Menschen kamen ums Leben.

Sturmflutkette Herbst 1973 – 6. November bis 17. Dezember 1973
Während dieser Zeit ereigneten sich insgesamt 28 Sturmfluten, darunter sechs sehr schwere. Der höchste gemessene Pegelstand betrug 5,33 Meter über NN am 7. Dezember am Pegel St. Pauli. Obwohl die Schäden außerhalb des Hafengebiets relativ gering blieben, da die neuen Hochwasserschutzanlagen größtenteils fertiggestellt waren.

Erste Januarflut (Capella-Orkan) – 3. und 4. Januar 1976
Diese Sturmflut erreichte einen Wasserstand von 6,45 Meter über Normalnull, was bisher die höchste Sturmflut aller Zeiten war. Die Hochwasserschutzanlagen am Pegel in St. Pauli, die 1962 erbaut wurden, mussten eine harte Bewährungsprobe bestehen. Mittlerweile wurden sie auf eine Höhe zwischen 7,20 und 9,25 Meter über NN erweitert. Die Schäden beliefen sich auf mehrere Hundert Millionen Mark in den Außendeichgebieten.

Serie schwerer Fluten – 26. bis 28. Februar 1990:
An diesen drei Tagen traten zwei Orkane, zwei Sturmfluten und eine Windflut auf, was die bis dahin intensivste Serie schwerer Fluten darstellte.

Windsturm “Lore” – 28. Januar 1994:
Dieser Sturm verursachte einen Wasserstand von 6,02 Meter über Normalnull.

Sturmfolge – 10. Januar 1995:
Der Wasserstand der Elbe erreichte in Hamburg 6,02 Meter über Normalnull als Folge eines Sturms.

Orkan “Anatol” – 3. Dezember 1999:
Der Orkan “Anatol” versetzte Nordeuropa in Aufregung und forderte mindestens 20 Menschenleben, davon drei in Deutschland. Der Wasserstand der Elbe stieg in Hamburg auf 5,95 Meter über Normalnull.

Sturmtief Tilo – 9. November 2007:
Sturmtief Tilo brachte die schwersten Überschwemmungen in Hamburg seit 1990 mit sich.

Orkantief “Xaver” – 6. Dezember 2013:
Das Orkantief “Xaver” verursachte die zweithöchste Sturmflut in der Geschichte Hamburgs, mit einem Wasserstand von 6,09 Meter über Normalnull. Der Fischmarkt stand mannshoch unter Wasser, die Elbchaussee bei Teufelsbrück sowie Teile der HafenCity waren überschwemmt.

Sturmtief “Zoltan” – 22. Dezember 2023

Am Freitag, den 22.12.2023, führte das Sturmtief “Zoltan” zu einer schweren Sturmflut in Hamburg, wobei der Elbe-Pegel in St. Pauli um 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser stieg. Die Sturmflut erreichte um 11:42 Uhr am Pegel St. Pauli ihren Höhepunkt, danach begann das Wasser langsam zu sinken. Infolge der Sturmflut waren Hauseingänge, Bars, Restaurants und Geschäfte in der Speicherstadt und Hafencity überschwemmt.

Richtiges Verhalten bei einer Sturmflut

Die folgenden Informationen stammen von der Stadt Hamburg und werden hier auszugsweise dargestellt. Den vollständigen Info-Flyer findest Du auf der Website der Stadt Hamburg.

Wie läuft eine Sturmflut ab?

Sturmfluten kündigen sich immer an und geben uns daher Zeit für wichtige
Vorbereitungen. Für Hamburg beträgt dieser Vorlauf 8 bis 9 Stunden. Zu diesem
Zeitpunkt sind bereits erste Prognosen zur Sturmflutentwicklung möglich. In
Ausnahmefällen, z. B. bei schweren Sturmlagen, können auch schon erste
Prognosen für den Höchstwasserstand 12 Stunden vor dem erwarteten Hochwasser vorliegen.
Bei Sturmfluten ist zu beachten, dass der Wasserstand sehr schnell ansteigen kann. Es kam bereits vor, dass der Wasserstand in einer Stunde um 1m anstieg. Ferner ist die Gefahr nach dem Eintritt einer Sturmflut nicht vorüber.

Bleibt die Wetterlage bestehen und der Wind flaut nicht ab, können Sturmfluten nacheinander und damit in schneller Folge auftreten. Zusätzlich besteht bei Sturmfluten die Gefahr von Unwettern, die Bäume entwurzeln, Dächer abdecken und Baugerüste einstürzen lassen können.

Warnung der Bevölkerung bei Sturmflut

Die Warnung der Bevölkerung erfolgt mittels verschiedener effektiver Mechanismen, die im Folgenden näher erläutert werden:

Böllerschüsse

Böllerschüsse spielen eine entscheidende Rolle bei der Warnung, insbesondere im Hafengebiet. Etwa sechs Stunden vor dem erwarteten Eintreffen einer Sturmflut in Hamburg werden von den Abschussbasen Stadtdeich, Hafentor, Maakenwerder Höft, Teufelsbrück und der Ernst-August-Schleuse Böller abgefeuert. Dieser Warnschuss erfolgt in Form von zwei schnell aufeinanderfolgenden Böllerschüssen und signalisiert, dass ein Wasserstand von mehr als 3,50 Metern über Normal Null (NN) erwartet wird.

Sirenen

Hamburg verfügt nach wie vor über ein effektives Sirenenwarnsystem in den sturmflutgefährdeten Gebieten. Diese Sirenen kommen zum Einsatz, wenn eine Sturmflut mit einem prognostizierten Wasserstand von mehr als 7,30 Metern über NN erwartet wird. Der Warnsignalton in Form eines Heulens dauert eine Minute und dient als dringende Warnung für die Bevölkerung.

Warnungen durch Lautsprecherwagen

Warnungen mit Sirenen und Böllern werden oftmals nicht von allen Betroffenen wahrgenommen oder verstanden.
Im Sturmflutfall und in anderen Gefahrensituationen warnen die Bezirksämter daher in den gefährdeten Gebieten die Bevölkerung gezielt mit Lautsprecherwagen; ggf. fordern sie dazu auf, das Gebiet zu verlassen. Aufgrund der unterschiedlichen topografischen Gegebenheiten geschieht dies in einigen
Bereichen bereits ab 4,50 m über NN.

Warnungen per Radio

Bei einem vorhergesagten Wasserstand von 5,00 m über NN und höher verbreiten alle im Hamburger Stadtgebiet zu empfangenden UKW-Sender, die auch Verkehrsfunkmeldungen senden, etwa ab acht bis neun Stunden vor dem erwarteten Hochwasser in kürzeren Abständen Warnmeldungen. Es handelt
sich dabei um folgende Sender:

  • NDR
  • Oldie 95
  • Radio ffn
  • Radio Hamburg
  • Energie 97,1
  • Hit-Radio Antenne
  • 106!8 rock‘n pop
  • RSH
  • Nora Nordostseeradio
  • Delta Radio

Darüber hinaus können Sie Informationen über Videotext erhalten und es werden Untertitelungen im Fernsehprogramm eingespielt.

Warnung durch den Hamburger Sturmflutwarndienst (WADI)

Die Hamburg Port Authority betreibt einen Sturmflutwarndienst. Dieser Warndienst gibt seine Vorhersagen bekannt, wenn Wasserstände von 4,50 m über NN im Hamburger Hafen erwartet werden.

Sturmflutwarnungen durch KATWarn

Mit Hilfe dieses Systems können Bürgerinnen und Bürger direkt per SMS oder per E-mail Informationen erhalten. Die Warnungen werden von der Feuerwehr oder dem Zentralen Katastrophendienststab der Hamburger Innenbehörde ausgegeben und enthalten Kurzinformationen zur Gefahr sowie Verhaltensempfehlungen.

Bildquellen:

Vorschaubild: Bild von Patrick Behn auf Pixabay

Fischmarkt: Bild von Olle August auf Pixabay